Acne inversa – richtige Wundpflege entscheidend für den Therapieerfolg

Oft ist bei Acne inversa eine komplette operative Sanierung der betroffenen Hautareale notwendig. Für die grossflächigen Defekte wird ein Verschluss durch eine sekundäre Wundheilung angestrebt. Auf eine feuchte Wundbehandlung kann dabei nicht verzichtet werden.

Entstehung

Charakterisiert ist die Acne inversa als eine Entzündung des Follikelepithels der Talgdrüsen- und Terminalhaarfollikel. Es bilden sich zunächst Hyperkeratosen, die zu einem Verschluss des Follikelkanals führen. Wird der Druck zu stark, kommt es zu einer Ruptur (Zerreissung) des Follikels. Keratin und Bakterien gelangen in das umgebende Bindegewebe, wodurch Entzündungsreaktionen ausgelöst werden. In den entzündeten Hautbereichen bilden sich Knoten, Abszesse und Fisteln, die im weiteren Krankheitsverlauf bei wiederholten Entzündungen der gleichen Körperbereiche zu Verwachsungen und Vernarbungen führen. 

Lokalisation

Von den Entzündungen sind vorrangig behaarte Hautpartien wie Achselhöhlen und die Leistengegend betroffen. Häufig sind sie aber auch an Körperbereichen lokalisiert, wo die Haut aneinanderreibt wie am Gesäss, an der Innenseite der Oberschenkel oder bei Frauen unter der Brust.

Ursachen

Die genauen Ursachen sind noch nicht geklärt. Da es sich bei Acne inversa jedoch häufig um Raucher handelt, zählt Nikotinkonsum zu den häufigsten Ursachen. Aber auch Übergewicht, starkes Schwitzen, mechanische Hautreizung (z.B. durch enganliegende Kleidung) und erbliche Veranlagung scheinen eine Rolle zu spielen.

Stadien von Acne inversa

Acne inversa wird nach Hurley in drei Stadien unterschieden:

  • Stadium 1: einzelne, abgrenzbare Abszesse, keine Fistelgänge und Vernarbungen
  • Stadium 2: ein oder mehrere weit auseinander liegende Abszesse mit Fistelgängen und Narbenbildung
  • Stadium 3: flächiger Befall mit Abszessen, Fistelgängen und Narbenzügen

Die einzelnen Stadien, insbesondere das dritte, bedeuten für den Patienten nicht nur körperliche Beschwerden, sondern auch eine starke Beeinträchtigung des psychischen Wohlbefindens und der Lebensqualität. Neben Schmerzen, Schlafstörungen und eingeschränkter Leistungsfähigkeit sind es vor allem mögliche Absonderungen von Eiter und übelriechendem Wundsekret aus Abszessen und Fisteln, die Betroffene oft so schwer belasten, dass sie sich aus ihrem sozialen Umfeld zurückziehen. 

Die Therapie der Acne inversa, abhängig vom Schweregrad, umfasst beispielsweise austrocknende und antiseptische Lösungen und Cremes oder auch antibiotisch wirksame Salben bzw. Antibiotika zum Einnehmen. Im fortgeschrittenen Stadium ist jedoch eine Operation zur Sanierung der betroffenen Hautareale die einzige effektive Behandlung und dementsprechend Therapie der Wahl. Eine Operation führt in der Regel zu grossflächigen Wunden, die meist einer sekundären Wundheilung zugeführt werden. 

Dabei kann auf eine feuchte Wundbehandlung nicht verzichtet werden, weil ein wundheilungsstörendes Austrocknen der grossflächigen Wunden unbedingt vermieden werden muss. Des Weiteren wird durch die feuchte Wundbehandlung der Aufbau von Granulationsgewebe gefördert und durch adäquate hydroaktive Wundauflagen ein Verkleben mit der Wunde vermieden. Dies gewährleistet einen atraumatischen Verbandwechsel, wodurch neuerliche Gewebeschädigungen verhindert, dem Patienten aber auch Schmerzen beim Verbandwechsel erspart werden.
 

Vorgeschichte

Diese Kasuistik beschreibt den Leidensweg und die erfolgreiche Wundheilung einer 43-jährigen Patientin.

Seit 2013 bilden sich immer wieder entzündlicher Knoten und Pusteln mit zum Teil starken Schwellungen und Schmerzen im Bereich der Schamlippen, Leisten und Oberschenkelinnenseiten. Der behandelnde Gynäkologe therapiert mit Antibiotika und Cremes.

2014 Überweisung an einen Dermatologen wegen wiederkehrender Abszedierungen.

Bis 2016 werden die Abszesse mehrmals gespalten. Zurückzuführen wären diese Furunkel laut Dermatologen auf eingewachsene Haare, die durch Epilieren und Wachsentfernung der Scham- und Körperhaare entstehen können. Zusätzliche Risikofaktoren sind Rauchen und ein leichtes Übergewicht.

2019 fängt die Pustelbildung wieder an, Sitzen und Gehen wird zur Qual, Salben und Antibiotika (Tetracyclin 3 x 1000 mg) helfen nicht, es wird eine Resistenz festgestellt.

Im Dezember 2019 sind die Schmerzen so stark, dass eine OP unumgänglich wird.

Am 12.02.2020 wird in der Hautklinik der gesamte betroffene Bereich auf beiden Seiten der Oberschenkelinnenseiten grossflächig ausgeschnitten. Die Nachbehandlung durch den niedergelassenen Hautarzt bestand aus Betaisodona-Salbe und unsterilem Zellstoff von der Rolle.

Ein ambulanter Pflegedienst wurde für die Verbandwechsel hinzugezogen. Der Wundexperte dieses Pflegedienstes sah sofort, dass diese Wundversorgung völlig unzureichend war, da sie nicht den Standards entsprach.

Zudem war sie für die Patientin sehr belastend, weil die Patientin aufgrund eines Diabetes insipidus (Hormonmangelerkrankung, die durch eine extrem hohe Harnausscheidung charakterisiert ist) häufige Toilettengänge hatte und jedes Mal der Zellstoff nass wurde. Ausserdem hatte sie starke Wundschmerzen.

Als der Wundexperte die Patientin am 21.02.2020 zum ersten Mal sah, war sie mit den Nerven am Ende!

Therapieverlauf

Abb. 1 zeigt die Wunde rechte Seite, Abb. 2 die Wunde linke Seite am 21.02.2020. Nach Rücksprache mit der Hausärztin wurde ab diesem Zeitpunkt HydroClean cavity 4 x 8 cm und darüber Zetuvit Plus Silicone Border eingesetzt.

Die Verbandwechsel erfolgten täglich. Die Patientin war schon nach dem ersten Tag mit dieser Versorgung überglücklich, da sie nun ohne Probleme zur Toilette gehen und den Verband abtupfen konnte, wenn er durch Urin außen etwas benetzt wurde [Abb.3]. Die Abbildungen 4 und 5 vom 26.02.2020 zeigen, wie HydroClean cavity als Primärverband und Zetuvit Plus Silicone Border als Sekundärverband angelegt wurde. Der Zellstoffstreifen in der Mitte schützte den Intimbereich beim Fotografieren.

Die Abbildungen 6, 7 und 8 vom 20.03.2020 zeigen die Heilungsfortschritte, die Abbildung 9 vom 10.04.2020 die Abheilung.

Zetuvit Plus Silicone Border

Zetuvit Plus Silicone Border ist eine selbstklebende Superabsorber-Wundauflage mit einer Silikonwundkontaktschicht und einem Silikon-Haftrand zum Feuchtigkeits- und Exsudatmanagement.

 

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HydroClean Cavity

HydroClean ist eine hydroaktive Wundauflage mit Saug-Spül-Mechanismus zur Reinigung und Wundkonditionierung. Das tamponierfähige HydroClean Cavity dient zur Versorgung tiefer Wunden.

 

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